Interview mit Katharina Bacher, Autorin

Interview mit Katharina Bacher, Autorin

Wenn du ein Gemüse wärst, welches wärst du?
Als Gemüse wäre ich eine Karotte. Ich passe überall dazu, bin bodenständig und vielseitig einsetzbar.

Wenn du ein Getränk wärst, welches wärst du?
Als Getränk wäre ich ein kühler, alkoholfreier Cocktail aus Marillennektar (in Deutschland sagt man dazu wohl „Aprikose“), Soda und frischer Minze mit einem Hauch von Zimt, serviert in einem schön verzierten Glas

Wenn du ein anderes Tier wärst, welches wärst du?
Als Tier wäre ich eine Giraffe. Ich bin groß, hab den Überblick und ein großes Herz :)

Wenn du eine Farbe wärst, welche wärst du?
Als Farbe wäre ich Petrolblau

wenn du eine Jahreszeit wärst, welche wärst du?
Als Jahreszeit wäre ich der Frühling

Wie würdest du dich in 10 Worten beschreiben?
Wenn ich mich mit 10 Worten beschreiben würde, wären das begeisterungsfähig, zufrieden, vielschichtig, schlagfertig, kreativ, Glückskind, naturverbunden, kinderliebend, lebensfreudig und reflektiert.

Wo und mit wem lebst du?
Ich lebe mit meinem Mann Gastón in Österreich (doch wenn wir nicht gerade reisen, sind wir mit dem Kopf bereits in einem anderen Land…)

Wie würdest du deine Arbeit beschreiben?
Meine Arbeit als (Kinderbuch)Autorin u.a. beim veganen Kinderbuchverlag ist wunderschön. Ich bin gedanklich und mit meinen Gefühlen und Ideen immer in irgendeinem Projekt. Meine Arbeit ist erfüllend und wohltuend, sinnstiftend und macht mich frei - im Denken und im Handeln.
Wenn ich die Beschaffenheit, die Qualität, meiner Arbeit beschreiben würde, wäre das einfach und verspielt, durchdacht und hinterfragend.

Wann und warum hattest du das letzte Mal einen Lachanfall?
Meinen letzten Lachanfall hatte ich gestern am Abend beim Schauen einer Serie, die mich vollkommen überrascht hat.

Wovor hast du am meisten Angst?
Wovor ich am meisten Angst habe? Davor, dass die Zeit zu schnell vergeht. Es macht mir Angst, dass ich das Leben nicht festhalten kann.

An welches Kinderbuch aus deiner Kindheit erinnerst du dich besonders gut?
Ein Kinderbuch, an das ich mich gut erinnern kann, ist „Nein, ich will noch nicht ins Bett“ von Astrid Lindgren. Ein Bub, der beim Zubettgehen immer viel weint und schreit und dann durch die magische Brille einer Nachbarin allen Tieren beim Gutenachtsagen zusieht. Ach, wie schön hab ich es mir ausgemalt, durch diese Brille zu schauen! Und bereits damals fand ich vermenschlichte Tiere in Pyjamas, beim Zähneputzen oder in ihren kleinen Bettchen sehr unterhaltsam!

Was macht ein Kinderbuch für dich zu einem „guten“ Kinderbuch?
Ein gutes Kinderbuch hat für mich viele Facetten. Es hat ansprechende Illustrationen, die Geschichte ist auch für Vorlesende lustig/interessant, im Buch (Bild und Text) verstecken sich Details, die erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennbar sind. In einem guten Kinderbuch gibt es viel zu sehen oder das komplette Gegenteil ist der Fall: simple, einfache Formen und Sprache ergeben ein reduziertes Hochgefühl. 
Ich mag es auch, wenn die Thematik gar nicht zu kindlich ist - oder scheint - wenn es einen Bruch gibt, eine Pointe, etwas Überraschendes. In Buchhandlungen gehe ich übrigens immer zuerst in die Kinderbuchecke. Manchmal bleib ich dort auch.

Ein durchschnittlicher Tag in deinem Leben - Was isst du? Frühstück, Mittag, Abend?
Ein typischer Tag sieht essentechnisch bei mir so aus: Zum Frühstück gibts Porridge mit Mandelmus und viel Obst (ich kann Porridge ohne Obst nicht essen, zu pampig!), zum Mittagessen gibts Nudeln mit Sojabolognese und dazu einen bunten Salat (je bunter und gemischter, desto besser!)
Und zum Abendessen gibts Kartoffeln im Ofen mit roten Linsen, Salat, knusprigem Tofu und Ketchup.
Zwischendrin dürfen Snacks natürlich nicht fehlen - ich liiiiebe gute Schokolade, Obst mit Mandelmus und Nüsse und Datteln und Chips und und und! Mmmmh

Was verbindest du mit dem Thema Veganismus?
Mit dem Thema Veganismus verbinde ich Zukunft. Eine schöne, friedliche und vielfältige Zukunft. Ich verbinde damit auch Feminismus, Chancengleichheit, Welthungerbekämpfung und die Tatsache, dass wir hier alle wichtig sind - egal, welcher Lebensform wir angehören. Außerdem (etwas weniger hochtrabend) verbinde ich mit dem Thema Veganismus buntes Essen, eine große Vielfalt an wunderbaren Lebensmitteln und mit einem erfüllenden, wohltuenden und auch einem gewissermaßen rebellischen Gefühl.


Was war der Auslöser für dein „Vegan-werden“?
Der Auslöser, warum ich meine Lebensweise auf eine vegan umgestellt habe, war mein Mann (damals Freund). Er hat mir diese - seine - Lebensweise gezeigt und weil ich verliebt und mutig war (und bin!) hab ich es einfach ein Jahr lang „ausprobiert“ und war (und bin immer noch!) begeistert. Mittlerweile sind es 4,5 Jahre!

Wie leicht/schwer ist dir der Umstieg auf eine veganen Lebensweise gefallen?
Die Umstellung ist mir sehr leicht gefallen. Ich hatte keine Umstellungsphase, hab mich auch nie vegetarisch ernährt - und zu Silvester hab ich mir gesagt, dass ich das jetzt einfach probiere. Zuhause war es dann immer am leichtesten, wenn ich irgendwo eingeladen war, war es schon schwieriger. Doch auch das hat sich bald gelegt - und sogar viel größere Wellen geschlagen, als ich mir das vorgestellt hätte. Und das (fast) ohne Bekehrungstalks ;)

Wo siehst du die größte Herausforderung in deinem veganen Leben?
Die größte Herausforderung in meinem veganen Leben ist wohl das Akzeptieren, dass nicht alle Menschen in meinem Umfeld vegan leben. Manchmal wundere ich mich mittlerweile wirklich, warum Menschen immer noch tote Tiere essen.

Wie hat sich dein Leben seit deinem Umstieg verändert?
Seit meinem Umstieg auf eine vegane Lebensweise hat sich bei mir einiges verändert. Ich koche und esse noch viel lieber, als ich das davor getan habe. Ich mag Tiere mittlerweile echt gerne (früher hatte ich diese Überzeugung, die ich irgendwo aufgeschnappt habe, dass ich wohl einfach „keine Tierfreundin“ bin). Außerdem hat sich mein Leben immer weiter zu mir selbst hin entwickelt - ob das nun mit der veganen Lebensweise zu tun hat, weiß ich nicht genau. Aber das, was in den letzten Jahren passiert ist, hat bestimmt mit Mut und Ehrlichkeit mir selbst gegenüber zu tun - was ja genau in diese Entscheidung, auf vegan umzustellen, fällt.

Warum wolltest du ein veganes Kinderbuch schreiben/Illustrieren?
Oh, als ich vom veganen Kinderbuchverlag gehört habe, hat sich alles gefügt: mein Hintergrund als Pädagogin, meine große Liebe zu Kinderbüchern, meine Leidenschaft zum Schreiben, mein kreativer Ideenschatz und meine tief in mir wohnende Überzeugung, dass ich etwas Gutes beitragen kann und will. All das kann ich beim Schreiben und Entwickeln von veganen Kinderbüchern einbringen, mitgestalten und verwirklichen!

Warum sind vegane Kinderbücher wichtig?
Vegane Kinderbücher sind wichtig, weil es höchste Zeit ist, Wirklichkeiten neu zu denken. Vegan heißt ja nicht nur, dass alle Tofu essen! Es geht um so viel mehr! Da Kinderbücher so prägend sind, Wunschrealitäten abbilden und so auf eine friedliche und freudvolle Weise Werte vermitteln können, sind vegane Kinderbücher so bedeutsam. Und was ich auch in der Arbeit mit kleinen Kindern immer wieder gemerkt habe: Wir müssen nicht eine Gesellschaft reproduzieren, mit deren Werte wir nicht einverstanden sind. Kinder sind Teil der Gesellschaft und sie gestalten unsere Zukunft. Also ist es wichtig, ihnen dafür Handwerkszeug mitzugeben.


Worauf sollten die Macher*innen von veganen Kinderbüchern unbedingt achten?
 Für mich sollte ein veganes Kinderbuch nicht bekehren oder „veganisieren". Viel mehr geht es darum, die bestehenden Systeme zu hinterfragen, generell Fragen zu stellen und sich mit den Gegebenheiten auseinanderzusetzen. All die Wut und den Schmerz (Gefühle, die ja auch zurecht aufkommen!) durch Bücher auf Kinder abzuwälzen, finde ich nicht fair. Das können Erwachsene unter sich ausmachen. Kinder verdienen Bücher, die sie abholen, die sie informieren, sie begeistern, sie auch irritieren - aber nicht verschrecken oder ohnmächtig fühlen lassen. Vegane Kinderbücher sollen voller Leben stecken, nicht voller Leid.

Was ist deine wichtigste Erkenntnis in den letzten 5 Jahren?
Meine wichtigste Erkenntnis der letzten 5 Jahre ist, dass Veränderung die einzige Konstante ist. Alles ist immer in Bewegung, nichts bleibt, wie es ist, jedes Gefühl, jeder Zustand, jede Idee und jede Erkenntnis - all das ist vergänglich.

Wenn du die Möglichkeit hättest, in allen öffentlichen Verkehrsmitteln Deutschlands/Österreichs eine Durchsage zu machen - was würdest du sagen?
Ha, eine Durchsage in allen öffentlichen Verkehrsmitteln? Was für eine schöne Idee. Ich glaube, ich würde sagen: „Schau dich um. Wer sitzt neben dir, wer sitzt vor oder hinter dir? Wen siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust? Du bist nicht allein. Denk immer dran. Over and out.“

Wo siehst du dich in 10 Jahren?
In 10 Jahren sehe ich mich mit eigenen Kindern an einem Ort mit viel Wasser und Pflanzen und Ruhe. Ich sehe mich beim Vorlesen und Schreiben, beim Spielen und Kochen und Reisen und Träumen. Gar nicht so anders wie jetzt gerade - bis auf die Kinder. Die haben wir dann hoffentlich in 10 Jahren :)

Was soll sich bis dahin verändert haben?
Was sich bis dahin verändert haben soll, ist der Straßenlärm. Außerdem die Idee, dass es „bessere“ und „schlechtere“ Lebewesen und Menschen und Geschlechter gibt. Bis dahin haben wir hoffentlich verstanden, dass wir auf unsere Gemeinsamkeiten schauen müssen, auf das, was uns verbindet. Was sich sonst noch verändert haben soll bis dahin, ist auch die Natur, die sich wieder ein bisschen erholt haben wird und die Arbeitsmoral - weniger ist mehr, davon bin ich jetzt schon überzeugt.

Welchen Wunsch möchtest du dir irgendwann noch erfüllen?
Ich hab mir schon sehr viele Wünsche erfüllt, hab sehr viel danach leben können, was ich mir erträumt habe. Bücher zu schreiben, zum Beispiel. Ah, eine Sache fällt mir aber ein: Ich würde gerne auf einer Bühne stehen und singen oder schauspielern oder vorlesen oder was auch immer. Diesen Wunsch werde ich mir erfüllen. Der Moment wird kommen!

Zum Schluss:  Deine drei Tipps für Veganer*innen:
- Gebt den anderen Menschen um euch Zeit! Inspiriert durch eure Überzeugung, durch euer Handeln und eure Begeisterung!
- Wenn es euch möglich ist: Esst in den Farben des Regenbogens!
- Und natürlich: Kauft vegane Kinderbücher! :)

Vielen Dank für das Interview, liebe Katharina!